203 Einsätze, 22 985 geleistete ehrenamtliche Arbeitsstunden – das ist die Bilanz der Freiwilligen Feuerwehr Bad Salzungen Stadtmitte, gezogen zur Jahreshauptversammlung.
Von Mareen Wieber
Bad Salzungen – Insgesamt könne die Bad Salzunger Wehr 163 Mitglieder vorweisen, 83 davon im aktiven Einsatz, 39 in der Jugendwehr und 41 in der Alters- und Ehrenabteilung. 2017 seien im Vergleich 72 Mitglieder im aktiven Einsatz gewesen. „Das ist ein positiver Stand. Besonders auf die Nachwuchsförderung sind wir stolz“, sagte André Denner, Wehrführer der Feuerwehr Stadtmitte und stellvertretender Stadtbrandmeister. Doch der Rückblick auf das einsatzreiche Jahr 2018 fiel nicht immer leicht. Denn die Wehr musste den Verlust von Hauptfeuerwehrmann Sebastian Gubitz betrauern, der im Einsatz im Zusammenhang mit Orkantief „Friederike“ am 18. Januar 2018 ums Leben kam. Mithilfe einer Spendenaktion der Wartburg-Sparkasse hat die Feuerwehr einen Gedenkstein errichtet, der an zu Tode gekommene Kameraden erinnern soll. „Sebastian darf nicht vergessen werden. Die Gefahr fährt immer mit“, sagte Bürgermeister Klaus Bohl. „Egal, ob bei Regen oder Sturm, ob im Fernsehen der spannende Krimi oder das Fußballfinale läuft – die Freiwillige Feuerwehr kommt immer.“ Einsatzdienst sei weder organisiernoch planbar, verdeutlichte André Denner. Es bedeute, sofort alles stehen und liegen zu lassen, mitten in der Nacht aufzuspringen, um nur Minuten später in voller Schutzausrüstung auszurücken. Psychische und körperliche Belastung sei an der Tagesordnung. „Diese dauerhafte Einsatzbereitschaft wird von der Gesellschaft häufig als selbstverständlich erachtet“, so Denner. „Wir sind keine Berufsfeuerwehr.“
Auch Bürgermeister Bohl sprach sich für eine größere Anerkennung des Ehrenamtes aus und forderte eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz. Im Juli 2018 erfolgten mehrere Fusionen als Folge der Gebietsreform. Zur Feuerwehr Stadtmitte als Stützpunktfeuerwehr, zu der die Wehren Kaltenborn und Wildprechtroda gehören, kamen fünf weitere Standorte hinzu: Tiefenort, Frauensee, Ettenhausen, Ober- und Unterrohn. Die Eingemeindung und die damit einhergehende Vergrößerung der Fläche auf 98 Quadratkilometer stärke die Position von Bad Salzungen als Kreisstadt, aber stelle auch die Feuerwehr vor große organisatorische Herausforderungen im flächendeckenden Brand- und Katastrophenschutz, sagte der Bürgermeister. André Denner berichtete außerdem, dass der Freiwilligen Feuerwehr in Langenfeld die Eigenständigkeit entzogen worden sei. Die aktive Wehr sei geschrumpft, und folglich auch kaum Potenzial vorhanden, um die Jugendwehr auszubilden. Der Ort mit seinem Gefahrenpotenzial sei jedoch zu groß, um langfristig auf den Standort zu verzichten. „Wir haben einen guten Kompromiss gefunden. Die Feuerwehr selbst wurde uns angegliedert, aber der Standort blieb erhalten. Sie besitzen einen Einsatzwagen vor Ort. Zudem bilden wir Langenfelder Kinder in der Jugendfeuerwehr aus, sodass langfristig gesehen durchaus Potenzial vorhanden ist.“ Jörg Krause, stellvertretender Wehrführer Stadtmitte, gab einen Überblick über die 203 Einsätze im Jahr 2018, aufgeteilt in 120 Hilfeleistungen wie beispielsweise bei Verkehrsunfällen oder Sturmschäden und 83 Brandeinsätze. Er sprach auch die hohe Zahl von Fehlalarmen an, hauptsächlich ausgelöst durch Brandmeldeanlagen. Erleichtert zeigte er sich, dass die Wehr trotz der enormen Trockenheit im Sommer von größeren Wald- und Flächenbränden verschont geblieben sei. Neben den Standardeinsätzen „gab es auch Exoten“, berichtete er. So habe die Feuerwehr einen Kanu-Dieb auf der Werra gejagt und anschließend die Habseligkeiten der rechtmäßigen Eigentümer eingesammelt oder einen Elektrorollstuhl aus dem Burgsee geborgen und nach erfolgreicher Rettung in die Langenfelder Straße zum Eigentümer gebracht. Als Grundstein für die professionelle Hilfeleistung sei eine intensive Aus- und Weiterbildung unerlässlich, machte Wehrführer Denner deutlich. 2018 seien dafür mehr als 2700 Stunden aufgewendet worden. In der Jugendfeuerwehr, die 45 Mitglieder umfasst, seien 120 Stunden auffeuerwehrtechnische Ausbildung verwendet worden.
Etwa 250 Stunden seien auf allgemeine Jugendarbeit entfallen. Die richtige Knüpfweise eines Knotens und das korrekte Absetzen eines Notrufs seien dabei nur das Basiswissen der Jugendfeuerwehr, so Jugendwart Rico Spaniol. Viele Freizeitaktivitäten werden in die Jugendfeuerwehr mit eingeflochten, wie beispielsweise ein Zeltlager am Schönsee, bei dem die Kinder schwimmen und Schlauchboot fahren können, aber auch ihre Fähigkeiten bei diversen Trainingseinheiten unter Beweis stellen müssen.
Wehrführer Denner zeigte sich zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Stadtverwaltung, die in den letzten Jahren „unkompliziert und enorm positiv verlaufen“ sei. Zu den Neuanschaffungen 2018 zählte ein Mannschafts- transportwagen (MTW, Mercedes Vito), der von der Stadt als Träger der Feuerwehr finanziert worden sei. Der MTW sei nicht nur für den Mannschaftstransport gedacht, sondern stehe dank seiner gedrehten Sitzbank und des Klapptisches auch als Besprechungsmodul bei größeren Einsätzen zur Verfügung, so Denner. Ferner wurde ein neuer Einsatzleitwagen durch das Landratsamt an die Wehr übergeben. 2018 wurde mit dem Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses in Kaltenborn im Wert von 500 000 Euro begonnen. Die Übergabe solle im April dieses Jahres stattfinden, informierte der Bürgermeister. 50 000 Euro habe die Stadt unter anderem für 40 neue Schutzanzüge der Atemschutzgeräteträger ausgegeben. „Dieser Schritt ist ein Zeichen der Wertschätzung der Arbeit und stärkt das Gefühl, den Kameraden und Kameradinnen den bestmöglichsten Schutz zu geben.“ André Denner zeigte sich zudem erleichtert über die Ersatzbeschaffung der Drehleiter, die vom Landkreis in Auftrag gegeben worden sei.
Der Bürgermeister stellte für das laufende Jahr unter anderem zwei neue Stellplätze und eine Verbesserung der Raum- und Umkleidesituation in Aussicht. Insgesamt stehe der Feuerwehr ein finanzielles Budget von 102 000 Euro für Ausrüstung und Ausstattung zur Verfügung, informierte Klaus Bohl. 2018 sei ein Jahr zwischen „himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt“ gewesen, zog der Bürgermeister Resümee. Investitionen, Fusionen und Erneuerungen auf der einen Seite, auf der anderen der Tod von Hauptfeuerwehrmann Gubitz hätten das Jahr geprägt. Zum Schluss der Versammlung wurden Marc Engelsberger, Alexander Heß und Patrick Stückrath von Stadtbrandmeister Jens Bartelmäs zum Hauptfeuerwehrmann befördert. Drei Angehörige der Jugendfeuerwehr wurden von Klaus Bohl zum Feuerwehrdienst verpflichtet.
Beförderung zum Hauptfeuerwehrmann:
Patrick Stückrath, Marc Engelsberger, Alexander Heß
Verpflichtung zum Feuerwehrdienst:
Robin Scharfenberg, Jonah Alexander Henn, Robin Bohnheio
Quelle: insuedthueringen.de | Text: Mareen Wieber | Fotos: Feuerwehr Bad Salzungen